
Die Barmstedter Pfadfinder begegneten während des
internationalen Bundeslagers ihrer Partnergruppe aus England. Foto:
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.gif) Pfadfinder leben in ihrer eigenen
Stadt Von Helga
Pergande
Barmstedt. In „Jurtown“
mit 5000 Gleichgesinnten zehn Tage in einem riesigen Zeltlager zu
leben, das ist schon etwas Einmaliges. „Der erfundene Name
beinhaltet it´s your town`, was es ist deine Stadt` heißt“, erzählen
Tobias Haberland (18) und Philip Chinery (20) vom Stamm „Weiße Rose“
Barmstedt im Verband christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder
(VCP).
Die Barmstedter Gruppen „Luchse“ und „Lagerratten“
waren mit Betreuern zum Bundeslager der Pfadfinder in den Landkreis
Hof (Bayern) gereist. Dort trafen sie sich mit ihrer Partnergruppe
aus England, den „2nd Cottesmore Scouts“ aus Cottesmore nahe Oakham.
Die insgesamt etwa 50-köpfige Gruppe mit zehn- bis 16-jährigen
Teilnehmern des Bundeslagers und Erwachsenen bezog die drei aus
Barmstedt mitgebrachten Kothen sowie mehrere kleinere Zelte. Die
„Jurten“ dienten der Gemeinschaftspflege. Dort wurden etwa bei einem
romantischen Lagerfeuer Lieder gesungen und geklönt.
„Die
bereits bestehende gute Freundschaft mit den Scouts aus Cottesmore
haben Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen vertieft“, so
Fahrtenleiter Klaus Haberland. Sie hätten sich hervorragend
verstanden. Das Bundeslager, das alle vier Jahre stattfindet, lief
unter der Spielidee „Leben in der Stadt“. Die Barmstedter und
Engländer lebten im Stadtteil „La petite France“, in dem etwa der
Eiffelturm nachgebaut oder ein gallisches Festessen mit
Wildschweinbraten gegeben wurde. In jedem der acht Teillager wurden
verschiedene Workshops angeboten, die die einzelnen
Pfadfindergruppen vorbereitet hatten.
Der Stamm „Weiße Rose“
bot Tango-Kurse und Kerzengießen an. Tobias und Philip, aus dem
Teilnehmeralter heraus, gaben im Stadtteil „Rodebrook“
Schnitzunterricht. „Im Arbeitsamt` konnte sich jeder über Workshops
informieren und je nach Neigung etwas aussuchen“, erzählten die
beiden jungen Männer. Wie in einer Stadt habe das Lagerleben auf dem
15 000 Quadratkilometer großen Gelände funktioniert. „Im von uns
gewählten Jugendstadtparlament wurden Beschlüsse gefasst, wie etwa
das Anbringen von Spiegeln im Waschzelt“, so die Pfadfinder.
Wahlkampf, Demonstrationen und Bürgerinitiativen gaben dem Zeltlager
Schwung.
Die „städtische Müllabfuhr“ achtete auf
Abfalltrennung, die bei Zuwiderhandlung den Besuch eines
Müllberaters zur Folge hatte. Im „Jurtown-Lagermarkt“ kaufte das
Küchenteam der Barmstedter ein. „Unsere Verpflegung war die beste im
gesamten Lager“, schwärmen die Teilnehmer, die die Ausrüstung von
Gabel bis Grill und von Topf bis Tasse mittransportiert hatten. Im
„Reisebüro“ buchten die Barmstedter mit ihren englischen Freunden
eine zweitägige Wanderung mit Übernachtung in einer Schutzhütte. In
der Zeltstadt war das „Planetarium“ die Attraktion. Nur fünf dieser
aufblasbaren Zelte mit beweglichem Sternenhimmel gibt es in
Deutschland.
Die Gemeinschaftsveranstaltungen wie
Gottesdienst, Abschlussfeier und Besuchertag, an dem sich etwa 12
000 Menschen in Jurtown befanden, beeindruckten Laura, Anna (beide
16) und Sandra (15) besonders. Auch das Nachtleben in den
gemütlichen „Oasen“, den Getränkezelten, genossen Jugendliche und
Erwachsene gleichermaßen. Bekanntschaftspflege, Adressenaustausch
und Unterhaltungen mit ausländischen Gastgruppen - alles das sind
wichtige Merkmale dieser Veranstaltung zur Völkerverständigung.
700 Teilnehmer waren wie die Scouts aus Cottesmore
ausländische Pfadfinder. So auch eine palästinensische und eine
israelische Gruppe, bei denen allerdings nur die Jugendlichen
untereinander den Kontakt suchten und auch fanden, wie die
Barmstedter beobachtet hatten, die selbst in der „Jurte“ ein
anregendes Gespräch mit der Palästinensergruppe führte. „Das
Bundeslager ist ein Erlebnis, das niemand vergisst“, sind sich die
Pfadfinder einig.
Das „Jurtowner“ Hotel „Tentation“, das mit
Wellnessprogramm und duftendem Strohlager der Erholung gestresster
Gruppenleiter diente, nutzten die Barmstedter nicht - aus
Zeitmangel, wie sie berichteten. Tolle Fotos und detaillierte Texte
können Interessierte auf der Website (www.vcp-barmstedt.de.) der
Pfadfinder anklicken.
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